Lang erwartet, jetzt "geflogen"

Friedensengel auf dem Weg nach oben

Weitgehend unbemerkt schwebten am 26.05.2020 überdimensional große Engel an den Domtürmen auf 100 Meter empor. Ein atemberaubender Anblick!

Die beiden 2,70 Meter hohen und rund 1.500 kg schweren musizierenden Engel entstanden um 1876 nach Entwürfen von Dombildhauer Peter Fuchs. Infolge von Verwitterung waren Arme, Hände, Flügel und auch die Instrumente stark beschädigt.

So entschloss man sich 2015 beide Skulpturen vom Nordturm abzunehmen und musste bald feststellen, dass eine vollständige Rekonstruktion erforderlich war.

Noch in der Werkstatt

Die Friedensengel wurden in der Dombauhütte zunächst mit Gips aufmodelliert. Jene Bereiche, die auch auf den ursprünglichen Entwurfszeichnungen und -modellen nicht dargestellt waren bzw. fehlten, mussten passend an den Bestand neu interpretiert werden. Bildhauer Michael Oster und Steinmetz Thomas Kaintoch übertrugen die beiden Modellvorlagen in Savonnières-Kalkstein. Was hier so einfach klingt, erfordert jahrelange Übung, Augenmaß, Geduld und eine wahrlich unglaubliche Leidenschaft für das „Kunst-Hand-Werk“.

Ein beschwerlicher Weg

Der Weg zurück in den Turm war dann gar nicht so einfach und erforderte eine akribische Planung. Zerlegt in vier 750 kg schwere Einzelstücke würden sie zunächst vom Hof der Dombauhütte und dem Schaudepot in den Bauaufzug des Domes gefahren, der sie bis auf die 45-Meter-Ebene des Hohen Dachs brachte. Von der Dachwerkstatt zwischen den Türmen wurden diese dann mit einer speziellen Seilwinde aus einer Dachluke gehoben und bis auf die Gerüstplattform in 100 Metern Höhe emporgezogen. Das war der Zeitpunkt der großen Aufregung und der spektakulären Aufnahmen!

In Kürze werden die Einzelteile nun auf einer Höhe von 75 Metern final „versetzt“, also wieder zusammengefügt und montiert. Dann erstrahlen sie mit ihrem fast reinen Weiß im Kontrast zu den dunklen Steinen der Domtürme.

Finanziell unterstützt wurde die aufwändige Rekonstruktion über eines unserer Patenschaftsprojekte: Die in Bergisch Gladbach ansässige Helmut und Ruth Lingen-Stiftung machte die Wiederherstellung der Friedensengel mit einer großzügigen Spende von 100.000 Euro möglich.

Zwischenetappe auf 45 m Höhe

Wer in diesen Tagen vor dem Hauptportal stehend nach oben schaut, sieht noch die Oberteile der beiden Engel auf 100 Metern rechts neben dem Hängegerüst thronen. Dort warten sie auf ihre Montage und wachen beobachtend über den Domvorplatz …

wenn Sie könnten, würden Sie wohl so manches Mal den Kopf schütteln und – als echte Kölner – hier und da herzhaft lachen!

Markus Frädrich, Metropolitankapitel; Katja H. Bergerhoff, ZDV        

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