Solidarität für Notre-Dame
Fotos: Köln, Dom, Kurienhaus am Roncalliplatz, Pressekonferenz des Zentral-Dombau-Vereins zur Spendenaktion für Notre Dame
© Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: M. Unkelbach
Pressemeldung Domkapitel 16.4.2019
Der verheerende Brand von Notre-Dame de Paris ist auch am Kölner Dom mit Entsetzen aufgenommen worden. Dompropst Gerd Bachner spricht den französischen Nachbarn sein Mitgefühl aus – und Dombaumeister Füssenich erläutert die Brandschutzmaßnahmen am Kölner Dom. Und heute Mittag um 12 Uhr läuten die Domglocken als Zeichen der Solidarität.
„Unseren französischen Freunden gilt unser tiefstes Mitgefühl", sagt Dompropst Gerd Bachner. „Notre-Dame de Paris steht genauso symbolisch für Frankreich wie der Kölner Dom für Deutschland. Deshalb schmerzen uns in Köln die schrecklichen Bilder der brennenden Kathedrale ganz besonders. Das Feuer trifft auch unsere Herzen." Als Zeichen der Solidarität läuten heute um 12 Uhr die Glocken des Kölner Doms.
„Es ist geradezu schmerzlich, Notre-Dame de Paris in Flammen zu sehen", sagt der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich. „Ich habe die Berichterstattung verfolgt und war bis in die Nacht in ständigem Austausch mit Baumeisterinnen und Baumeistern aus ganz Europa, auch mit meinen Kollegen der Bauhütte des Straßburger Münsters. Wir sind alle zutiefst entsetzt. Der Brand von Notre-Dame bedeutet die Vernichtung der Werke von Generationen und damit einen unermesslichen Verlust für ganz Europa. Wir sind alle sehr berührt und versichern unseren französischen Freunden unser Mitgefühl und unsere Solidarität."
Das Feuer, das offenbar bei Bauarbeiten auf dem Dach der Kathedrale entstand, erinnert Füssenich an einen vergleichbaren Brand in Düsseldorf vor einigen Jahren. „Auf dem Dach der Kirche St. Peter hatte man bei Dachsanierungsarbeiten mit einem Gasbrenner gearbeitet", erinnert sich der Kölner Dombaumeister. „Durch eine Staubexplosion hatte sich in der Folge ein Brand unglaublich schnell im Dachstuhl ausgebreitet. Für die Feuerwehr ist ein Brand von solchen Ausmaßen eine große Herausforderung und gleichzeitig ein hohes Risiko. Der Arbeit der Feuerwehr muss man höchsten Respekt zollen."
Der Kölner Dom sei durch seinen eisernen Dachstuhl besser geschützt. „Durch die Weitsicht der Baumeister aus dem 19. Jahrhundert hat man auf dem Dach des Domes eine Eisenkonstruktion realisiert", so Füssenich. Rund 30 Jahre vor dem Eiffelturm in Paris erbaut, war der Dom-Dachstuhl seinerzeit eines der größten und modernsten Eisenbauwerke Europas. Auch der Vierungsturm, der auf der Pariser Kathedrale aus Holz konstruiert wurde, ist auf dem Kölner Dom aus Eisen. „Mit
einem hölzernen Dach hätte der Dom im Zweiten Weltkrieg sicher noch viel gravierendere Schäden davongetragen", ist Füssenich überzeugt. Dennoch gelte für den Kölner Dom wie für alle Bauwerke: Der vorbeugende Brandschutz bleibe ein wichtiges Thema.
Um am Kölner Dom heute gegen Brände gewappnet zu sein, führe die Feuerwehr regelmäßige Begehungen und Übungen durch. „Außerdem wird unser Brandschutzkonzept ständig überarbeitet und erweitert", so Füssenich. „Dazu gehört unter anderem, dass wir regelmäßig üben, wie wir im Brandfall unsere einzigartigen Kunstwerke mit speziellen Löschdecken sichern können." Schließlich würden Baumaßnahmen am Dom nur unter großen Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt. „Die Mitarbeiter der Dombauhütte haben ein hohes Bewusstsein dafür, dass sie mit empfindlichen Materialien arbeiten", sagt Füssenich. „Vor allem bei Löt- und Schweißarbeiten gehen wir mit großer Sorgfalt und Umsicht vor. Sicher wird das Feuer von Notre Dame noch einmal das Augenmerk auf die Bedeutung des vorbeugenden Brandschutzes für die Kulturdenkmäler Europas lenken."
Markus Frädrich, Metropolitankapitel